Allgemeines

1. Strategische Orientierung

Der Standard XPlanung ist eingeordnet in die Bemühungen der Standardisierungsinitiativen des Öffentlichen Dienstes. Er gewährleistet als einer der ersten geografischen Inhaltsstandards die Austauschbarkeit bzw. Bereitstellung von inhaltlichen Objektinformationen. Nach den Fortschritten der Standardisierung im technischen Bereich werden für einen effektiven raumbezogenen Informationsaustausch flächendeckende inhaltliche Standards benötigt. Die Bewältigung dieser Problematik betrifft sowohl die Berücksichtigung des gegenwärtigen Länderrechts in der Standardisierung als auch deren minimale Harmonisierung im EU-Maßstab. Aus diesem Grund ist es besonders anzuerkennen, dass es gelungen ist, mit XPlanung einen Ansatz der Modellierung zu schaffen, der es ermöglicht, flexibel auf die Länderspezifik einzugehen, ohne ein standardisiertes Grundmodell aufzugeben.

Kern des Standards ist ein Datenbankschema zur inhaltlichen Beschreibung der auszutauschenden Objekte zu planerischen Festsetzungen der Bauleitplanung nach dem Baugesetzbuch. Die Architektur des Austauschschemas lehnt sich an die Normbasierte Austauschschnittstelle (NAS) des AAA-Schema1 der Arbeitsgemeinschaft der Vermessungsverwaltung der Länder der Bundesrepublik Deutschland (AdV) an. Gegenwärtig gilt der Standard XPlanung in der Version 3.0.

Im Rahmen der Europäischen Standardisierung im Geodatenbereich ordnet sich der Standard in den Themenbereich der INSPIRE-Richtlinie "Utility and Government Services"2 ein. Neben der direkten Zuordnung werden zu einer Reihe weiterer Themen, die nachrichtlich oder als Datengrundlage in der Planung benutzt werden, Beziehungen zu INSPIRE hergestellt. Dazu gehören z. B. die Integration der Schutzgebietsinformationen sowie die Planungen zu Netzen der Infrastruktur. Weiterhin definiert die Bauleitplanung bzw. XPlanung die Grundlagen für die Entwicklung der Bodennutzung, des Gebäudebestandes und damit auch der sozialen Infrastruktur.

Die Ergebnisse der Bauleitplanungen finden in den verschiedensten Folgeaufgaben der Verwaltungen ihre Verwendung. Das beginnt mit den Recherchen im Rahmen der Baugenehmigungsverfahren über die Entwicklung von Versorgungs- und Entsorgungsnetzen, der Wirtschaftsförderung, bis hin zu Grundlagen der Förderung des Stadtumbaus selbst.

Aus dieser Vielzahl an Nutzungsmöglichkeiten wird deutlich, dass eine erfolgreiche Implementierung des Standards eng mit der organisatorischen Einbindung der Planer, Dienstleister und Träger öffentlicher Belange verbunden werden muss. Das betrifft sowohl den Einführungsprozess des Standards als auch die Vermittlung der Nutzungsmöglichkeiten des Standards XPlanung. Aus diesem Grund ist die Einführung von XPlanung geeignet, als Musterprojekt im Sinne der Entwicklung einer regionalen Geodateninfrastruktur (GDI) zu dienen. So wie die Architektur der GDI-Initiative die Aufgaben zur Schaffung einer Geodateninfrastruktur beschreibt, sind im Wesentlichen auch die Elemente zur Einführung des Standards zu konzipieren.

Aus den beispielhaft aufgeführten Themen entsprechend Baugesetzbuch und Nutzungsverordnung wurden in XPlanung Fachschemata entwickelt, deren grundsätzliche Lösungen in verschiedenen fachlichen Kontexten benutzt und detailliert werden können. So bietet der Standard im Rahmen der europäischen als auch nationalen Standardisierung eine systematische Grundlage für spezielle raumbezogene Fachmodelle, insbesondere aus Integrationssicht, an. Das trifft sowohl für die Fachschematas des Umweltschutzes, des Verkehrs, der Ver- und Entsorgung und weiterer Fachthemen zu.

Hier wird das Anliegen des AAA-Schemas auf fachlicher Grundlage fortgeführt. Mit dem Aufbau eines gleichen Modellverständnisses würden wichtige Grundlagen für die Akzeptanz und handwerkliche Umsetzung gelegt. Dieses Know-how sichert die breite Umsetzung und Produktivität von Geo-Standards.

Bedeutung hat das Austauschformat XPlanung auch im Sinne der Unterstützung von Beteiligungsprozessen. Besonders für die kommunale Beauftragung und das Controlling zur Erstellung von Bauleitplänen entsteht eine solide Basis für die Qualitätskontrolle.

2. Motivation / Entstehung des Standards

Nach einer Umfrage des Städte- und Gemeindebundes zu Anforderungen der kommunalen Gemeinschaft zum Standardisierungsbedarf im Geodatenbereich wurde das Problem der mangelnden Interoperabilität von Planungsdaten benannt. Hier sahen die beteiligten Kommunen den größten Handlungsbedarf.

Nach einem Aufruf der KGST3 begann bereits 2003 die Arbeit an der Standardisierung. Zunächst musste nach umfassender Prüfung, die ursprüngliche Zielstellung der Entwicklung eines elektronischen Planzeichenstandards präzisiert werden. In der Diskussion um das Ziel und der Auswertung der OGC- Standardisierung4 wurde der Schwerpunkt der Modellierung von der grafischen Standardisierung auf die Standardisierung eines Objektmodells verlagert. In einem weiteren Schritt wurde die Annäherung an die Modellierungsgrundlagen der ADV zum ATKIS/ALKIS-Modell vollzogen. Damit war es in der weiteren Entwicklung möglich, besser den flexiblen Anforderungen des Planungsprozesses unter Nutzung der amtlichen Geodaten zu entsprechen.

3. Einordnung

Der Standard wird als Pilotprojekt der XÖV-Initiative unter dem Dach der Initiative "Deutschland Online" betreut. Für eine dauerhafte Fortführung der Spezifikation, z. B. zum Zwecke der Zertifizierung oder der Fortführung aus den gesetzlichen Änderungen, streben die Arbeitsgruppen XPlanung und die Lenkungsgruppe Geodaten-Initiative Deutschland (LG GDI-DE) an, eine länderübergreifende Organisation und Finanzierung sicher zu stellen.

Aus politischer und fachlicher Sicht wird der Standard zunehmend akzeptiert. Nach Abschluss der Version 1.0 wurde der Standard 2005 mit dem Best Practice Award von Media@Komm-Transfer ausgezeichnet. Im Rahmen der Weiterentwicklung und Evaluierung des Standards entstanden weitere Versionen und fachliche Integrationen mit weiteren Standards, wie z. B. dem Visualisierungsstandard CityGML.

Im Mittelpunkt der Evaluierung stand eine von den Ländern Brandenburg und Berlin initiierte Überprüfung an Beispielen zur Abbildbarkeit von Altplänen. Im Ergebnis wurde die prinzipielle Überführbarkeit bestätigt. Aus dieser Überprüfung entstanden eine Reihe von Modellerweiterungen, die auch aus Aufträgen weiterer Länder im Rahmen der Entwicklung regionaler Flächennutzungspläne resultierten. Neben der technischen funktionalen Erweiterung trat hier die Vielfalt der organisatorischen und fachlichen Umsetzung in den Mittelpunkt.

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1 Das AAA-Modell steht für AFIS, ALKIS, ATKIS auf der Grundlage Internationaler Standards der Vermessungsverwaltungen der Länder der Bundesrepublik Deutschland

2 INSPIRE-Richtlinie:  Annex III - Bewirtschaftungsgebiete/Schutzgebiete/ geregelte Gebiete/Berichterstattungseinheiten

3 KGST: Die Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement ist das von Städten, Gemeinden und Kreisen gemeinsam getragene Entwicklungszentrum des kommunalen Managements. Sie wurde 1949 in Köln gegründet.

4 Hier insbesondere die Darstellungsstandards SVG, SLD; siehe auch: http://gis.hsr.ch/wiki/Darstellungsmodell